Rathaus, Gemeindeamt
Das Kielmansegg-Schlössl, ein harmonisches Gegenstück zum gegenüberliegenden Schlösschen auf der Weide, zählt zu den schönsten und ältesten Häusern in Maria Enzersdorf. Es bestand bereits im Jahre 1770, als Kaiserin Maria Theresia eine Häusernummerierung anordnete.
Ursprünglich hatten die beiden Anwesen auch die selben Besitzer und bildeten eine Wirtschaftseinheit. So ist zum Beispiel im Jahre 1785 Baronesse B. Werneckh und im Jahre 1818 Gräfin Antonie Batthiany als Eigentümerin für beide Areale nachweisbar, dann hat jedes Gebäude seine eigene Geschichte.
Die Straße, die die beiden Objekte trennt, die heutige Hauptstraße (B12), die auf eine alte Römerstraße - Via Aquae von Wien nach Baden - zurückgeht, war bis ins 20. Jahrhundert an dieser Stelle nur rund fünf Meter breit. Im Jahre 1957 wurde der straßenseitig gelegene zweigeschossige Wohntrakt des Schlösschens auf der Weide abgerissen, um die Straße zu verbreitern.
Das Haus Hauptstraße 37, heute Kielmansegg-Schlössl bzw. Teil des Rathauses, samt dem dazugehörigen Park kam im 19. Jahrhundert in den Besitz der Großindustriellen-Familie Thonet, in der es bis ins ausgehende 20. Jahrhundert weiter vererbt wurde.
Nach dem Tod von Frau Maria Thonet übernahm im Jahre 1899 ihre Tochter Paula Maria Johanna Schöller geborene Thonet das Anwesen, ließ das Gebäude renovieren und übersiedelte mit ihrer Familie nach Maria Enzersdorf.
Als ihre Tochter Edith den Grafen Georg Kielmansegg heiratete, bezog sie mit ihm einige Räume in ihrem Elternhaus. Im Jahre 1945 erbte sie es zu gleichen Teilen mit ihrer Schwester Charlotte, deren Anteil sie 1970 übernahm. Edith Gräfin Kielmansegg, die seit 1960 verwitwet war und auch ihre beiden Söhne überlebte, bewohnte das Anwesen bis zu ihrem Tod im Jahre 1985 und vererbte es ihrer Nichte Mag. Aglaja Bakalowits.
Das Ehepaar Kommerzialrat Prof. Friedhelm und Mag. Aglaja Bakalowits ließ das Gebäude, das inzwischen wieder reparaturbedürftig war, sanieren und im Inneren großzügig umgestalten. Damals wurde das Obergeschoss, das bisher nur über eine enge Wendeltreppe zugänglich war - die aber auch erhalten blieb - durch einen breiten Stiegenaufgang erschlossen. Ein Konkurs zwang die Familie Bakalowits im Jahre 2000, diesen schönen Wohnsitz zu verkaufen.
Für den Erwerb des Objektes durch die Marktgemeinde Maria Enzersdorf waren zwei Gründe ausschlaggebend: Einerseits das schon seit längerer Zeit bestehende akute Flächendefizit im Gemeindeamt in der Riemerschmidgasse und der große Investitionsbedarf an diesem Gebäude im Hinblick auf aktuelle Vorschriften bezüglich Brandschutz, Fluchtwege, barrierefreier Zugang etc., anderseits sollte das Areal, das neben dem kulturhistorisch wertvollen Gebäude auch eine barocke Parkanlage mit Jahrhunderte altem Baumbestand umfasst, vor einer intensiven Bebauung bewahrt werden, welche zu einer massiven Veränderung des Ortsbildes in diesem sensiblen Bereich geführt hätte.
Um bei größtmöglicher Schonung der historischen Bausubstanz den Raumbedarf für das Gemeindeamt decken zu können, wurde unter Beachtung der Vorgaben des Denkmalamtes ein Zubau in schlichter zeitgemäßer Architektur errichtet, der sich vom historischen Gebäude klar absetzt und mit diesem durch einen Glasgang im Obergeschoss verbunden ist.
Seit 6. August 2007 befindet sich das Gemeindeamt der Marktgemeinde Maria Enzersdorf in diesem neuen Rathaus, das sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie auch für den Individualverkehr gut erreichbar ist. Parkplätze sind in ausreichender Anzahl vorhanden.
Die hohe Gartenmauer entlang der Franz Josef-Straße wurde bereits im Jahr 2004 entfernt und gleichzeitig der Park für die Bevölkerung geöffnet. Der gepflasterte Platz vor dem Rathaus, auf dem jeden zweiten Samstag ein Bauernmarkt stattfindet, kann für verschiedenste Veranstaltungen genutzt werden.
(Hannelore Hubatsch)
Adresse
Hauptstraße 37
2344 Maria Enzersdorf
Kontakt
Hauptstraße
Maria Enzersdorf